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Unterlassungsklagen, Datenschutz und ein Demagoge

Freiheit
Foto: loop_oh

Ich musste heute morgen ein wenig schmunzeln, als die “Journalisten” und Journalisten sich während ihrer Auslassungen im DSF-Doppelspass darüber beschwerten, dass z.B. ein Michael Ballack oder sein Berater ziemlich schnell dabei wären, eine Unterlassungsklage abzuschicken. Und dass nur, weil man mal ein wenig Kritik übe. Ach, die armen, armen Journalisten und “Journalisten”, dachte ich mir dabei noch.Es geht dabei wohlgemerkt nicht um Äußerungen, die eine solche Klage aus meinen Augen berechtigen, wenn z.B. Marcel Reif einen Ronaldo als selbstverliebten, weinerlichen Clown betitelt. Das ist herabsetzend und beleidigend. Allerdings wird ein Ronaldo sich kaum darüber aufregen, wenn dies ein deutscher Reporter sagt. Aber Mitglieder des DfB, ob aktiv oder passiv beteiligt, sind doch sehr empfindlich, wie man lernen muss. Ob es nun ein Ballack ist, der seinen Berater-Anwalt die Post verschicken lässt oder ob es ein Theo Zwanziger ist, der sich auf reichlich dünnes Eis begibt.
Jens Weinreich hat ihn – in meinen Augen völlig zu Recht – einen unglaublichen Demagogen geheißen. Diese Kritik konnte und wollte Zwanziger wohl nicht auf sich sitzen lassen und hat, wie es wohl für den DfB üblich zu sein scheint, mit einer Unterlassungsklage reagiert, die aber von Jens Weinreich abgelehnt wurde. In zwei Gerichtsinstanzen wurde bestätigt, dass er das Recht hatte, Theo Zwanziger einen unglaublichen Demagogen zu nennen. Vielleicht hat er jetzt ein wenig Überwasser, stellt er doch fest, dass das IOC-Mitglied Joseph Blatter einen Dopingtest bestanden hat. Ich bin gespannt, ob die FIFA auch so klagefreudig ist, wie der DfB. Im Rahmen der Euro hat sich die FIFA jedenfalls schon mit sehr rigiden AGB in den Vordergrund gespielt.
Besonders gewagt finde ich die Klage des Theo Zwanzigers aus dem Grund, dass jeder unter dem Pseudonym “jw” Einträge auf Blogs hinterlassen und dabei auf die Seite des Medienjournalisten verlinken kann. Weder die Blogbetreiber, noch der DfB können mit Sicherheit wissen, ob es tatsächlich der Autor Jens Weinreich ist, der hier kommentiert. Nur der Provider des Kommentierenden kann evtl. sagen, wer hier am Werke war. Es sei denn er bedient sich einer ausgefeilten Anonymisierungsstrategie. Dann ist kaum etwas zu machen. Als Blogbetreiber muss man ggf. die IP-Adresse ausgeben, wenn das Gericht darauf besteht. Ich könnte das gar nicht, weil ich die IP-Adressen nicht mehr protokolliere. Und wie man sieht, hat das ganz praktische Gründe!
Jedenfalls wundert mich beim DfB mittlerweile gar nichts mehr. Dass sie nicht kritikfähig zu sein scheinen, sondern Journalisten und Blogger mit Unterlassungsklagen einzuschüchtern versuchen, beweist in meinen Augen erneut, dass dort ein vergleichsweise krüdes Rechts- und Unrechtsbewusstsein herrscht. Die Klage gegen die Hartplatzhelden und die Doppel-Moral im Fall Weidenfeller gegen Asamoah zeigten ja schon, dass beim DfB keine konstanten Maßstäbe herrschen. Dass der oberste Repräsentant nun begründet ein unglaublicher Demagoge geheißen werden darf, ist daher nur zu begrüßen. Vielleicht veranlasst das die Herren und Damen des DfB ja vielleicht endlich einmal dazu, ihr eigenes Vorgehen zu hinterfragen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt….
Jedenfalls ist mir das eingangs beschriebene Schmunzeln im Laufe des Tages und der verlinkten Lektüre vergangen. Und ich dann wurde mir die Tragweite solch eines Vorgehens Seitens des DfB erst richtig bewusst, sodass ich die Journalisten mittlerweile verstehen kann, wenn sie sich über die Unterlassungsklagen aufregen. Zwar wurde das Recht auf freie Meinungsäußerung durch den Fall Weinreich bestärkt. Dafür wurde aber mal wieder deutlich, dass die Verantwortlichen des DfB selbst kaum dazu befähigt sind, die von ihnen immer wieder geforderte und propagierte, gesellschaftliche Vorbildfunktion einzunehmen. Ich finde es bedauerlich und es macht mich sogar wütend, dass ein Verband, der sich mit den Insignien des deutschen Staates schmückt, nicht in der Willens ist, die Meinungsfreiheit dieses Staates zu respektieren.

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4 Kommentare

  1. Erstellt am 26. Oktober 2008 um 19:16 | Permanent-Link

    Ick bin Berliner, jebürtig und dit is’ ooch jut so. Ich wohne zwar derzeit in Bielefeld und teils sogar in Bonn! Aber das macht mich noch lange nicht zum Bielefelder. Nein, wirklich nicht. Soweit kommt es noch… Nachher glaubt noch irgendwer, dass alles

  2. Erstellt am 26. Oktober 2008 um 22:01 | Permanent-Link

    Das war doch mal eine der intelligenteren, interessanteren “Doppelpass”-Sendungen heute Morgen (was nicht viel heißen muss), zumindest was so von den geladenen Journalisten kam. Aber grundsätzlich: Medienberater und Unterlassungsklagen auf der einen, “”-Journalisten auf der anderen Seite, da fällt einem die Wahl schwer.

  3. Erstellt am 21. November 2008 um 17:21 | Permanent-Link

    Ich schrieb ja schon zu einem früheren Stadium etwas zur Demagogen-Story im Fall DFB vs. Weinreich. Und die Sache scheint immer weitere Kreise zu ziehen. Daher noch einmal für alle, die es bisher versäumt haben, der Lesebefehl: Webweiser durch den Lügendj

  4. Erstellt am 9. Dezember 2008 um 10:13 | Permanent-Link

    Ja, dann geh’ halt! Am besten gleich und sofort! Aus den Kurven deutscher Arenen dürfte dir dann höchstens noch ein hähmisches “Auf Wiederseh’n! Auf Wiederseh’n!” hinterhertönen. Theo Zwanziger denkt über einen Rücktritt nach. Und ich denke, das wurde auc

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