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Mehmet Scholl und Reinhold Beckmann, eine Bruchlandung bei der ARD

Dass Reinhold Beckmann keine Spiele mehr bei der ARD kommentieren darf, hat mich ja schon bei der Verkündung dieser Sensationsnachricht in Jubel ausbrechen lassen. Dass Mehmet Scholl nun an seiner Seite den Experten im Rahmen der Vorberichterstattung und der Analyse des Spiels mimen darf, ist an mir vorbei gegangen. Umso überraschter war ich dann gestern am frühen Abend. Zum einen erschrak ich, weil ich nicht mit Beckmanns Visage gerechnet hatte. Ich ging davon aus, dass er nur noch Innenraum-Reporter sein dürfte. Was für eine Enttäuschung, dass er wieder so viel Redezeit bekommt! Auf der anderen Seite war ich doch gespannt, wie sie Mehmet Scholl als Experte schlagen würde. Doch nach dem Spiel Rumänien gegen Frankreich war ich schockiert: Ich war Zeuge einer Bruchlandung der deutschen Fußballberichterstattung geworden.Dass ich von Beckmann nicht viel halte, und zwar ganz grundsätzlich, das dürfte mittlerweile durchgesickert sein. Sachlich, seriös, fachlich kompetent, unangestrengt, lässig will er sein. Dabei hat er nur ein hartes Stück naturwüchsiges Zellgewebe im Allerwertesten. Und sein Sein steht so krass im Widerspruch zu seinem Sein-Wollen, dass ich es nicht nur bei Fremdschämen belassen kann, sondern unweigerlich der Reflex des Schreikrampfes bei mir einsetzt.
Dazu kommt dann das Highlight der Partie Mehmet Scholl, der sich mental wohl irgendwie dauerhaft am Stammtisch befindet. Dass er dann so redet, als ob er das Hefeweizen in sich und vor sich hätte, wundert nicht weiter. Mehmet weiß sich auszudrücken und kommt sicherlich ohne Stolperer aus, erst Recht wenn man ihn mit Basler, Effenberg und Brehme vergleicht. Aber das ist wie mit der Pest und der Cholera. Schlechtes mit Schlechterem vergleichen führt unweigerlich in den Abgrund. Dort befindet sich Österreich bereits, die sich ja auch gerne mit Togo vergleichen um ihr Ego zu pushen. Letztlich ist also was wahres dran: Mehmet ist das Österreich der Fußball-Experten in einem ganzen Pulk von Liechtensteins, Maltas und Seychellen. Zu seinem Auftritt passte dann die allerletzte Szene als die Kamera von den beiden wegzoomte. Mehmet wischte sich, ganz Fußballer-Stammtisch, mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Der Kraftakt war ihm die ganze Zeit über deutlich anzusehen.
Schlimm genug also die Erscheinung der beiden, wenn man sie für sich genommen, als einzelne Personen betrachtet. Aber selbst das aufgezwungene identische Outfit konnte nicht verhehlen, dass die beiden überhaupt nicht miteinander klarkommen. Sie verstehen sich einfach nicht. Weder auf einer emotionalen Ebene, noch auf der sachlichen Ebene. Permanent redeten die beiden aneinander vorbei und fühlten sich wechselseitig unter Druck gesetzt, sodass ihre eigene Darstellung und ihre gemeinsam Inszenierung vollkommen den Bach runter ging. Mehmets lockere Stammtisch-Parolen nötigten Beckmann permanent dazu sich noch lockerer und hipper zu präsentieren. Dass er gleichzeitig um Sachlichkeit bemüht war, führte ihn in ein Darstellungdilemma. So konnte er weder das Gespräch strukturieren, noch für entspannte Unterhaltung sorgen. Beckmann rächte sich dafür aber auf seine Weise, indem er Mehmet Scholl wieder und wieder als Experten adressierte und ihm knifflige Fragen vor die Füße warf. Mit der wiederholten Aufforderung sich als Experte darzustellen, kam Mehmet sichtbar nicht zu Recht. Er kam ins Schwitzen und flüchtete sich in seine Parolen, was wiederum Beckmann unter Druck setzte. Ein klassischer Teufelskreis, der für den Kommentator Beckmann und den Experten Scholl in ein wahres Fiasko mündete.
Für mich war es ein Glück, dass ich da schon längst die soziologische Brille aufgesetzt hatte und das Ganze mit einer Neugieriger am Scheitern beobachten konnte. Hätte ich das Theater unreflektiert auf mich einprasseln lassen, wäre ich anschließend schreiend um den Block gerannt um den nationalen Notstand auszurufen. Ein Glück gab es aber danach die traditionelle Möglichkeit sich an der kuscheligen Nestwärme zu erfreuen, die Netzer und Delling gekonnt verbreiten. Der Vergleich von Beckmann und Scholl mit den beiden Nervensägen-Urgesteinen mag unfair sein, aber das ist nun mal die Messlatte, die es zu knacken gilt. Soviel die beiden Alteingesessenen auch nerven und zu Recht kritisiert werden, liegen zwischen den beiden Duos Welten. Die Unterhaltung, die Netzer und Delling bieten, werden Beckmann und Scholl, nie, nie, niemals erreichen. Bitte umschalten. Danke.

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5 Kommentare

  1. Erstellt am 11. Juni 2008 um 03:00 | Permanent-Link

    der scholl konnte wirklich gut fussball spielen, aber das heißt ja immer noch nicht das jemand gut reden kann! sei froh, nächstes mal sabbelt uns der kahn zu!!!! ob das besser wird… und all die beckmanns und kerners… es ist eine zumutung, da gebe ich dir recht! das hat mit fussball nix zu tun…

  2. Erstellt am 11. Juni 2008 um 09:25 | Permanent-Link

    So wenig hat mit Fußball zu tun, was während einer Europameisterschaft mit Fußball in Verbindung gebracht wird. Das ist schon ziemlich nervig.
    Das spiegelt sich dann halt auch in der ewigen Vorberichtserstattung wider. Ich schaue mir nur noch die Aufstellung und die Hymnen an. Das reicht.

  3. Lichtgestalt
    Erstellt am 1. Juli 2008 um 12:51 | Permanent-Link

    Scholl konnte mit wenigen Worten den Spielverlauf treffend auf den Punkt bringen, während sich Netzer und Delling an ihrer vermeintlichen Eloquenz ergötzen und dabei unglaublich belanglose, substanzlose Worthülsen von sich geben und dabei oft genug das Thema verfehlen. Mehmet Scholl Stammtischniveau zu unterstellen, weil er in der Lage ist, sich in kurzen Sätzen auszudrücken ist schlicht von pseudointellektuellem, halbgebildetem Stadtmagazingehabe.

  4. Erstellt am 1. Juli 2008 um 14:09 | Permanent-Link

    “Das ist doch Scheiße, der Ribery auf rechts. Da macht der seinen Trick und steht an der Eckfahne”, sagte Mehmet mehrmals. Das soll kein Stammtisch-Niveau sein?
    Mag sein, dass Netzer und Delling nerven und nicht seltener am Spiel vorbeireden als Beckmann und Scholl. Aber Unterhaltung schaffen sie im Gegensatz zu den beiden allemal.

  5. Erstellt am 4. Dezember 2008 um 22:05 | Permanent-Link

    Heute schaffe ich nur noch ein kurzes Statement zum gestrigen Spiel, bevor ich gleich sterbensmüde in mein Bett falle. Insofern ist Fußball einfach ein schlechtes Thema zum Bloggen. Morgen kann ich mir den Kommentar schon wieder sparen, weil das nächste S

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