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Festnahmen auf St. Pauli

Hertha BSC spielt also nur unentschieden auf St. Pauli. Das ist zu wenig, finde ich. Aber ich kann das Spiel leider nicht beurteilen, weil ich mich da ausschließlich auf die Berichte anderer verlassen muss. Es gab ja leider keine Live-Bilder, nicht einmal einen Mitschnitt des Spiels zu sehen. Der größte Kritikpunkt bleibt wohl die fehlende Abstimmung in der Viererkette. Ich bin gespannt, wie sich Hertha kommenden Samstag in Münster präsentieren wird.

Auf der Suche nach einem Zusammenschnitt des gestrigen Spiels bin ich jedoch auf einen kurzen Videofilm gestoßen, der eine Festnahme von drei Herthanern am Freitag-Morgen zeigt. Ob es sich tatsächlich um Hertha-Fans handelt, kann ich persönlich nicht mit letzter Sicherheit beurteilen. Aber das eine Trikot sieht schon sehr danach aus und der youtube-User, der das Video hochgeladen und vermutlich auch gefilmt hat, schreibt zumindest von Herthanern. Nehmen wir diese Annahme also als halbwegs gesichert an.

Update: Hier der Blog-Beitrag des youtube-Users.

Update2: Das Video wurde mittlerweile entfernt, weil einer der Festgenommenen sich erkannt hat. Finde ich gut, dass Matt das respektiert. Außerdem gibt es Neuigkeiten über die Entstehung des Vorfalls. Ich zitiere aus Matts oben verlinktem Beitrag:

Einer der im Video zu sehenden Männer hat mir inzwischen geschildert, wie es zu der Situation kam. Ein Freund von ihm hatte angeblich vorm Hotel seine Waffe aus der Reisetasche genommen und in den Kofferraum gelegt. Das hat ein Portier gesehen und die Polizei alarmiert, wobei er von drei Jugendlichen mit Waffen sprach – Voraussetzungen, die das Vorgehen der Polizei rechtfertigen, findet sogar der Betroffene. Allerdings endete nach seinen Angaben alles glimpflich, es gab keine Verhaftung und wird auch keine strafrechtlichen Folgen haben.

Warum sie Waffen dabei hatten, klärt das allerdings nicht… Update2, Ende.

Nun, eine Festnahme vor einem Fußball-Spiel ist ja nichts ungewöhnliches. Aber wenn um halb elf morgens eine Straßensperre errichtet wird, drei Insassen eines Autos wie Schwerverbrecher zu Boden geworfen werden und mit gezogenen Waffen dazu aufgefordert werden, bloß ihre Hände oben zu behalten, weil sonst von den Waffen gebrauch gemacht würde, dann denkt man schon, man sei im falschen Film. Die Polizisten fragen die Festgenommen außerdem mehrmals, wer von ihnen eine Schusswaffe habe!

Und tatsächlich haben die drei zumindest zwei Schreckschusswaffen im Auto mitgeführt. Da stellen sich doch gleich mehrere Fragen: Wenn es Herthaner sind, warum zum Teufel haben sie Schreckschusswaffen dabei? Woher weiß die Polizei, dass die drei mit Schusswaffen unterwegs sind?

Zumindest bei der zweiten Frage drängt sich die Vermutung auf, dass die drei Festgenommen im Vorfeld der Festnahme die Waffen in irgendeiner Form eingesetzt haben müssen und irgendjemand die Polizei informiert hat. Das sieht mir jedenfalls nicht nach einer Routine-Kontrolle aus, sondern nach einem gezielten Zugriff. Und wenn ich mir dann überlege, dass die drei als Herthaner erkennbar sind, werde ich echt sauer. Was soll denn so ein Scheiß?!? Erkennbar als Herthaner irgendwo mit Schusswaffen auftreten, bei denen der Laie nicht erkennen kann, dass es sich um Schreckschusspistolen handelt! Damit ziehen solche Deppen alle anderen öffentlich als Herthaner erkennbaren Fans in den Dreck.

Kann man sich die Folgen solch eines dämlichen Verhaltens ausmalen? Gibt es jetzt ein Wettrüsten unter den gewaltbereiten Fans? Muss der Familienvater beim Ausflug ins Stadion zukünftig bis unter die Zähne bewaffnet für die Sicherheit seiner Kinder sorgen? Werden Herthaner bald nur noch mit vorgehaltener Waffe ins Stadion gelassen? Wird die Polizei noch aggressiver und repressiver gegen Fußball-Fans vorgehen? Man denke nur an Italien und den Fall Gabriele Sandri, in dem jetzt das Urteil gesprochen wurde (weitere Beiträge: hier, hier und hier). Dann sollte klar sein, dass diese Fragen weit weniger hypothetisch und übertrieben sind, als man vielleicht meinen könnte!

Daher bekomme ich das Kotzen, wenn ich mir überlege, dass wahrscheinlich genau solche Leute, die hier mit Schusswaffen festgenommen werden, im Stadion lauthals skandieren: “Fußball-Fans sind keine Verbrecher!”. Leider fällt es schwer, soetwas noch ernst zu nehmen, solange es Idioten gibt, die nicht nur bewaffnet zum Fußball-Spiel gehen, sondern diese Waffen (in welcher Form auch immer) vor, während und nach dem Spiel einsetzen. Ich finde das sooooooooooo Scheiße! Wenn es eine unabhängige, rechtlich kontrollierbare und daher legitime Instanz für Stadionverbote gäbe, würde ich in diesem Fall lebenslang fordern. Und ein paar Tausend Sozialstunden. Ich bin so sauer…

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11 Kommentare

  1. Erstellt am 26. Juli 2009 um 11:17 | Permanent-Link

    Ciao Eno und danke für den Beitrag. Ich schreib mir ja seit langem die Tastatur fusslig über das Thema. Einerseits ist ja unbestritten, dass undemokratische Repression stattfindet und zumindest einige Einheiten sich gern einen Anlass ausdenken, um die Knüppel auszupacken. Andererseits trägt leider auch das Verhalten einiger Fans dazu bei, die Situation eskalieren zu lassen – nicht immer ungewollt. Einen der von dir verlinkten Artikel hatte ich mit den Worten beschlossen: “Ultràs non sono delinquenti – Ultràs sind keine Verbrecher. Und Polizisten sind es auch nicht. Das heisst nicht, dass kein Ultrà Verbrecher ist. Und kein Polizist.”

    Und genauso sieht es eben auch aus. Ich bin der erste, der gegen Polizeigewalt das Wort erhebt. Aber die romantisierende Verklärung des guten Fussballfans, der nur singen und feiern will und dann von dunklen Knüppelgarden grundlos ins Koma geprügelt wird, stimmt eben auch nicht immer (auch wenn ich dafür genügend Beispiele beibringen könnte). Die Wahrheit liegt halt wie immer vermutlich irgendwo in der Mitte: Es gibt gewalttätige Jugendliche im Umfeld von Fußballstadien, die zum Frustrationsabbau auch gern mal unakzeptable Dinge tun (und ich red’ jetzt nicht von Pyro). Es gibt gewalttätige Bullen, die zum Frustrationsabbau auch gern mal auf eine Zielgruppe ohne Lobby einprügeln.

    Weder sind alle Bullen Verbrecher noch alle Ultràs Heilige. Aber schon wenn sich so eine differenzierte Sichtweise durchsetzen würde, wäre schon viel gewonnen. Insofern nochmal vielen Dank, dass Du das Thema sachlich aufgegriffen hast.

  2. Tanja*
    Erstellt am 26. Juli 2009 um 11:27 | Permanent-Link

    Ja, man kann mit Recht sauer sein Enno.
    Das erste, was mir allerdings dazu eingefallen ist, es verwundert mich eigentlich nicht, warum? Weil Hertha gegen St. Pauli gespielt hat. Sehr viele Hertha Fans verabscheuen den FC St. Pauli und dessen Fans, daher bin ich bei solchen Spielen immer auf alles gefasst.
    Ich selber bin Hertha Fan aber auch FC St. Pauli Fan und ich mag die Pauli Fans und das Umfeld und es macht mich auf jeden Fall betroffen, denn man fragt sich schon, was die vorhatten, wenn es wirklich Hertha Fans waren. Mich macht es wütend, aber vorallem betroffen, mal sehen ob man noch etwas dazu erfährt, aber Stadionverbote für solche Leute find ich legitim denn sie sind eine Gefährung für alle anderen Mernschen. Nichts rechtfertigt Waffenbesitz und Gewalt.

  3. Felix
    Erstellt am 26. Juli 2009 um 14:00 | Permanent-Link

    Ob das nun Herthafans sind oder nicht spielt keine Rolle find ich. Wie MisterAltravita schon schön beschrieb, liegt die Wahheit irgendwo in der Mitte.

    Ich bin zwar kein Waffenexperte, aber kann man mit solchen Geräten nicht auch diese roten Leuchtkugeln abschiessen? Solche Signalkugeln sind mir hundert mal lieber als Böller oder Raketen, die aus der Hand gezündet werden. Wenn die Jungs die Absicht gehabt hätten die Kugeln in die Luft zu ballern, wäre ein Verletzungsrisiko nahezu ausgeschlossen! Finde sowas nicht schön, aber jetzt auch nicht so dramatisch. Aber gut da sind jetzt einfach zu viele wenns und abers drin.

  4. dns
    Erstellt am 27. Juli 2009 um 09:53 | Permanent-Link

    Schreckschusspistolen können aus nächster Nähe tödlich sein, da reichlich heiße Gase vorn rausfliegen und sich tief in die Haut brennen, welche ja besonders oberhalb der Schultern nicht all zu dick ist. Daher sollten diese Dinger genauso behandelt werden, wir richtige Schusswaffen. Sylvesterfeier im Wedding war mir auch keine rechte Freude, als auf jedem Balkon einer mit ner Knarre (egal was für eine) stand und glühendes Magnesium in die Luft beförderte. In Stadionnähe, wo auch reichlich Kinder rumlaufen, darf so was einfach nicht auftauchen.

    Hach, Idioten gibt es überall und leider prägen 3 Idioten das öffentliche Bild für tausend “normale” Mitglieder einer Gruppe (Wenn man denn alle Fans eines Vereins als Gruppe bezeichnen kann, bei so vielen Unterschieden und nur einer Gemeinsamkeit).

  5. Erstellt am 27. Juli 2009 um 10:17 | Permanent-Link

    Und genau so differenziert sollte man das auch betrachten. Fussballfans sind keine homogene, gleichgeschaltete Gruppe und Sippenhaft gibt es schonmal gar nicht. Insofern versteige ich mich zu der Aussage, dass die Jungs eine Riesen-Scheiße gebaut haben und dafür bestraft gehören. Was nicht gerechtfertigt ist, ist das mediale Dauerfeuer, das nun gleich alle Auswärtsfahrer zu Verbrechern macht und auf dessen Boden bestimmte Polizeieinheiten gleich mal präventiv einkesseln. Es waren 3 Idioten, nicht mehr aber auch nicht weniger.

  6. Matt
    Erstellt am 27. Juli 2009 um 15:06 | Permanent-Link

    Kompliment für das Niveau eurer Diskussion hier. Als Produzent dieses Films war ich von einem Großteil der YouTube-Kommentare dazu ziemlich erschüttert, aber ihr rückt mein Weltbild wieder gerade.

  7. Erstellt am 28. Juli 2009 um 00:10 | Permanent-Link

    Interessante Geschichte – so oder so.

    @Mattt: Updates zum Thema “Was erlauben Spiegel TV?” wären wirklich klasse.

    @Polizei: Ich schätze mal, irgendwer wird die in der Karre beim Hantieren mit den Waffen beobachtet haben. Gerade der Kiez ist ja am Wochenende sowieso unter verstärkter (Polizei-)Beobachtung, man darf ja neuerdings noch nicht mal Glasflschen dabei haben. Da sind die Sicherheitskräfte doch sehr sensibel, um es vorsichtig auszudrücken…

    @Hertha-Fans: Tja nun, ähh, nichts für Ungut, Enno & Mister Altravita, aber wer sich Teile der Berliner Szene jenseits von die können jetzt auch ganz gut Ultrà mal genauer angeguckt hat, kann davon nicht wirklich überrascht sein. Die fahren halt nach Hamburg mit dem sicheren Gefühl, hier auf jeden Fall auf enemy territory zu sein, St. Pauli Hass der alten Schule erstens und mit den (wie es auf Berliner Videos immer wieder heißt) “schwulen Hamburgern” aus Stellingen kommen sie ja zweitens auch bestenfalls geht so zu Recht.

    Lustig war an jenem Nachmittag dieses Testspiels (dessen Ansetzung glaube ich jenseits der ach so genialen Marketingsabteilung des FC St. Pauli sowieso niemand kapiert hat, jedenfalls nicht meine 12 Freunde & ich), der grandiose Flop des seitens unseres Vereins neuerdings gerne praktizierten hippiesken-Peace-St-Pauli-Tralalala-Getues. Frank Zander spielen und die Einladung zur Saison-Eröffnungsfeier – hat alles nichts genützt. Denn nahezu der gesamte Hertha-Block antwortete nach dem Einlaufen der Teams im ersten stilleren Moment souverän & geschlossen mit “Scheiß St. Pauli!”.

    Da weiß man, was man hat, bzw. wo man ist. Und da nimmt man halt auch schon mal seine Knarren mit, Ehrensache, auch wenn man die vermutlich eher zum Abschießen von Leuchtmunition benutzen wollte, was ja späterhin zumindest Bengalo-technisch dann auch gelungen ist. In diesem Sinne: “Berlin bleibt hart” – die Birne einiger Beteiligter leider aber ziemlich weich.

  8. Erstellt am 28. Juli 2009 um 10:42 | Permanent-Link

    Ué, SiamoNoi, alte Zecke! :D Weder bin ich Hertha-Fan noch hab ich mich über Gebühr gewundert über den Vorfall. Dass der eine oder andere leicht weich in der Birne ist und sich in seinen persönlichen Kriegszustand reinsteigert, ist auch nicht wirklich überraschend. Das “Scheiß St. Pauli” halte ich aber – auch wenn ich die Aussage nicht teile – für legitim. Man kann ja den Leuten qua Stadionfest nun nicht auch noch gleich ne Fanfreundschaft überstülpen – wenn sie ihre Waffen zuhause lassen, bin ich doch schon zufrieden.

  9. herthamaxe
    Erstellt am 30. Juli 2009 um 00:49 | Permanent-Link

    die “scheiss st. pauli”-rufe… naja, komm wir sind immernoch beim fußball. hab zwar dabei nicht mitgemacht aber das lass ich durchgehn.
    aber als dann von rechts unten von den stehplätzen “sei ein guter deutscher, geh nicht zu pauli” gerufen wurde kommen einem die alten hertha-frösche-tage wieder in den sinn… hätt kotzen könn.
    zwar wurden die 2, 3 schweine sofort von uns anderen übertönt aber der fade beigeschmack…
    wär doch mal n statement gewesen, augerechnet in pauli hörbar gegenzulenken! die schlimmen 90er sind vorbei!
    wer gestern im märkischen viertel dabei war, der konnte die wahre hertha-familie sehn: ein bunter toleranter haufen, wo glatzen überhaupt nicht reinpassen. passt doch generell auch nicht zu unserer stadt! welcher berliner is denn schon “reiner” deutscher?? wir habn doch alle unseren obligatorischen anteil süd- oder osteuropa im blut… ;-)

    blau-weiße grüsse aus dem schönen tempelhof!

  10. Erstellt am 30. Juli 2009 um 11:55 | Permanent-Link

    Es gibt partielle Neuigkeiten zum Thema, ich habe es unter “Update2″ eingearbeitet.

  11. SiamoNoi
    Erstellt am 5. August 2009 um 00:35 | Permanent-Link

    Leicht sinnlos, auf einem geschlossenen Blog weiter zu kommentieren. Nur zur Klarstellung: Ich hab auch nichts gegen die “Scheiß St. Pauli”-Rufe. Fußball ist Fußball. Trotzdem macht das heutzutage außer Rostock & den Stellingern (wenn wir gegen die mal wieder spielen dürften) vielleicht noch Cottbus (aber auch nur vielleicht), Dresden zum Teil (zum Teil aber auch schon eher nicht mehr) und vielleicht noch eine Handvoll anderer Szenen, darunter Hertha.

    Deswegen fand ich das bemerkenswert, aber nicht im Sinne von pöhse, pöhse. Und schon gar nicht im Sinne von alles Glatzen / Nazis oder so. Halt nur, im Sinne von, die 80er und 90er sind nicht bei allen vergessen & vorbei (bei unseren “Alles Nazis außer uns”-Hysterikern übrigens auch nicht).

    Und Mister Altravita: Deinen Hertha-Erfolgsfantum habe ich schon zur Genüge gegeißelt, da gibt es nichts mehr zu zu sagen. Niente.

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