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Hertha Soap – Das anonyme Präsidiumsmitglied

Dieter schmorte mal wieder in seinem Büro. Irgendwie hat sich was verändert hier bei Hertha BSC, stellte Dieter resigniert fest. So wie man feststellt, dass es keine Milch zum Kaffee gibt. Er kam sich einsam vor. Das war völlig neu für ihn. Also nicht, dass er einsam war. Sondern dass er sich einsam fühlte. Früher hat er schließlich alles alleine gemacht. Und selbst dem Onkel Jürgen und der Fönfrisur Falko musste er ja jede Woche sagen, wer denn in der Stammelf auflaufen dürfe. Um alles musste er sich kümmern. Ganz allein. Und gerade weil er soviel zu tun hatte, gab es für ihn überhaupt keine Möglichkeit, zu bemerken wie allein er doch ist. So ist das halt mit einsamen Entscheidern: Wenn sie nichts mehr zu entscheiden haben, sind sie nur noch einsam.

Heute war er allerdings wirklich schlecht drauf. Schließlich hat ihm Arcor schon vor Wochen den Internet-Anschluss im Büro gekappt. Zuviele Zugriffe auf youtube. Unsachgemäße Nutzung des Anschlusses, hieß es. Was für ein Quatsch! Aber was soll man machen? Neulich ist er sogar zum Training der ersten Mannschaft gefahren, weil ihm so langweilig war. War ja auch ganz nett: Hier und da ein paar Hände schütteln, mit dem Bild-Reportern reden, ein paar Witze über Lulu reißen. Aber es gibt einfach nichts mehr zu entscheiden. Das machen jetzt Michi und Lulu. Und sie fragen Dieter nicht mal mehr, was er davon hält! Hat man soetwas schon einmal erlebt, fragte sich Dieter und schüttelte traurig den Kopf.

Letztens war es ja noch ganz lustig, als er Patti mal wieder richtig zusammenstauchen konnte. Das war einfach herrlich, weil er mal wieder eine ganz große Rolle spielen konnte. Schließlich war Dieter selbst noch ziemlich mitgenommen von der Geburtstagsfeier des Duo Infernale. Und dass er sich selbst halb tot gelacht hatte, nachdem sie gemeinsam die Spiegel per Volley-Schuss von den Autos gekickt hatten, musste natürlich verschwiegen werden, weil Dieter den richtigen Riecher hatte und sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht hat als die grüne Kolonne vorgefahren war.

Das war schon ein ziemliches Highlight. Aber ansonsten langweilte sich Dieter zunehmend in seinem riesigen Büro. Mal davon abgesehen, dass er seit ein paar Wochen schon keinen Anschluss mehr hatte, hatte er sich das Youtube-Scouting ja im Dezember schon aufgegeben, nachdem Lulu sich erdreistete diesen Super-Brasilianer Cesar abzulehnen. Frechheit! Wenn Dieter jetzt wieder daran dachte, stieg ihm immer noch die Zornesröte ins Gesicht. Das kann er nicht auf sich sitzen lassen. Zumal er da ja noch eine Rechnung mit dem alten Berliner Industrie-Magnaten offen hatte. Ließen sich da nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?

Dieter überlegt also. Und wen wundert es, dass ihm auch auf der Stelle ein genialer Plan einfiel? Niemanden. Schließlich gehörte Dieter in Berlin mittlerweile zum alten Eisen, aber er war nun wirklich nicht auf den Kopf gefallen! Das ganze undankbare Pack würde sich noch umgucken! Und dazu brauchte er nicht einmal seine alte Schreibmaschine, die er wie ein wichtiges Souvenir immer noch in einer großen Glasvitrine in seinem Büro ausstellte. Nein, er würde nur ein Telefon und ein wenig Geduld brauchen.

Also schlich er sich in das Büro von Werner, dem alten Möchtegern-Industrie-Magnaten und wählte die Nummer von Goldi beim Tagesspeichel. Goldi war ganz aufgeregt als er die Nummer vom alten Gegenbauer auf dem Display sah. Das roch nach Exklusivinformationen! So aufgeregt, wie er war, bekam er dann gar nicht mehr mit, dass am anderen Ende der Leitung nur der Dieter saß und krampfhaft seine Stimme verstellte. Hier die Auszüge aus dem Gespräch:

„Kann Hoeneß denn nicht einfach anerkennen, dass Favre einen super Job macht? Das schmälert doch nicht seine Verdienste.“ „Wenn einer wüsste, was bei uns los ist und dass wir trotzdem Erster sind – also, das glaubt uns doch keiner.“ „Diese Nummer mit Junior Cesar wird Hoeneß dem Trainer nie verzeihen.“

Nachdem Goldi eifrig mitgeschrieben hatte und versicherte, dass er den Artikel gleich morgen bringen würde, legte Dieter auf, verkroch sie wieder in sein Büro und lachte sich ins Fäustchen. Lange schon hatte er nicht mehr so gute Laune gehabt. Sogleich setzte er sich an das Reaktionsschreiben, das er bald brauchen würde. Er würde die Lahmärsche aus der Geschäftsführung schon dazu zwingen, dass sie den Brief an das Präsidium unterzeichnen. Dann kann Dieter seinen Namen aus der Geschichte raushalten und schön die beleidigte Leberwurst spielen. Seine Paraderolle! Hier die Ausschnitte aus dem Schreiben:

„Mit großer Verärgerung müssen wir feststellen, dass der Tagesspiegel durch zahlreiche unwahre und verdrehte Behauptungen versucht, das Verhältnis zwischen dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Dieter Hoeneß und Chef-Trainer Lucien Favre zu beschädigen und einen Keil zwischen beide zu treiben.“ „Es ist nicht akzeptabel, dass Herr Hoeneß (…) in nicht hinnehmbarer Art und Weise und mit der Unterstützung zumindest eines Präsidiumsmitgliedes persönlich angegriffen und diffamiert wurde.“

Dieter hatte schon längst begriffen, dass er Lulu nicht mehr stürzen konnte. Dieser sture Hund ist einfach zu erfolgreich und zu geschickt. Alle glauben ja tatsächlich, dass der alte Kuchenbäcker etwas von Fußball verstehen würde. Wenn die wüssten, dass der Trainer schon beim Vormittagstrainig ordentlich Pegel hat… Naja, da kann er einfach nichts mehr machen. Aber diesen eingebildeten Möchtegern-Industriellen, den würde er sich noch vorknöpfen.

Also schickte er nach ein paar Tagen taktischer Ruhe eine Kopie des Schreibens an seine Spezis bei der Bild. Die waren ja immer dankbar für diesen Zickenkrieg. Kein Wunder, wenn man mal bei denen in der Redaktion war: Ein einziger hysterischer Hühnerhaufen! Naja, jedenfalls faxte er nicht nur das Schreiben in die Redaktion, sondern rief auch gleich bei Rob der Glühbirne an, um ihm zu stecken, dass es nur der Gegenbauer sein könne, der hier eine böse, gemeine und hinterhältige Intrige gegen das lebende Denkmal Dieter Hoeneß spinne. Das solle er auch schön so schreiben. Gesagt, getan. So einfach ist das mit diesen Armleuchtern von der Bild, dachte sich Dieter, nachdem er aufgelegt hatte.

Genüsslich zündete er sich eine Zigarre an und genoss den Rest des Tages, denn es würde nicht lange dauern bis auch Schippi sich melden würde. Wenn mich hier keiner mehr ernst nimmt, dann mache ich aus Hertha halt ein besseres Schalke, dachte sich Dieter vergnügt.

Falls ihr sie noch nicht kennt, lest die bisherigen Folgen der →Hertha Soap!

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2 Kommentare

  1. Erstellt am 17. April 2009 um 18:12 | Permanent-Link

    Also das Storylining für die Soap ist dringend überarbeitungsbedürftig, da muss auf jeden Fall noch ein bisschen Sex und Crime rein.
    “Keine Milch zum Kaffee” bedeutet chefbüromäßig normalerweise keine Sekretärin im Vorzimmer, da sitzt aber bekanntlich Hertha-Urgestein “Änki” und da sollte die Erotik ruhig ein wenig knistern dürfen, wenn man die Praktikantinnen Nina und Julia nicht ins Spiel bringen will, um den Sex richtig schmuddeln zu lassen.
    “Seine alte Schreibmaschine” ist ohne blutjunge Sekretärin vorzugsweise reisefreudig, mit Rehaugen und immer dienstbeflissen für mich auch nicht vorstellbar, da könnte man wenigstens der Romantik noch eine Chance einräumen.
    So eine kleine Diffamierungskampagne reicht heute auch bei weitem nicht mehr aus, eine ausgedehnte Spitzelaffaire ist ja inzwischen absoluter Mindeststandard, man sollte auf jeden Fall nochmal in die alten verstaubten Aktenschränke gucken, eine Karteileiche ist da auch immer drin, falls man sich nicht sogar noch eine Stasistange abschneiden kann.
    Ein bisschen mehr Spannung müsste da schon erzeugt werden, wo Dieter einen vorzeitigen Rücktritt ausgeschlossen hat und nun akribisch an seinem Rausschmiss arbeitet – lukrativer ist das allemal für ihn.

  2. Erstellt am 19. April 2009 um 19:31 | Permanent-Link

    Ich werde mich von deinen Vorschlägen für die nächste Folge inspirieren lassen. Vielen Dank!

Ein Trackback

  1. [...] permanenten Angriffe gegen eigene Angestellte, insbesondere gegen Trainer Lucien Favre. Dazu dann interne Schreiben der Geschäftsführung, welche schonungslos in die Öffentlichkeit getragen werden. Die Interviews mit ewig langen [...]

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