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Registered Testing Pool 1 (RTP 1)

Es geht mal wieder um Doping im Fußball und die Frage, was der Registered Testing Pool 1 (RTP 1) der Weltdopingagentur (WADA) für den Anti-Doping-Kampf im Fußball bedeutet.

Es ist ja viel darüber gesprochen, geschrieben und gestritten worden, dass die WADA von den Sportlern verlangt, ein Viertel Jahr im Vorraus zu dokumentieren, wann sie wo anzutreffen sind, um Doping-Kontrollen vorzunehmen. Das mag aus Sicht des einzelnen Sportler ethisch-moralisch verwerflich sein, für die konsequente Verfolgung von Doping-Delikten ist es jedoch unglaublich wirksam und daher nur konsequent. Mir geht es aber nur in zweiter Linie um die ethisch-moralische Bewertung dieses Vorgehens.

Denn das wird gar nicht nötig sein, weil die Regel gar nicht umgesetzt werden wird, weshalb man sich diese Nebendebatte sparen kann. Für mich steht der folgende Punkt im Zentrum: Die geplante, umfassende Kontrolle von Sportlern wird nicht auf Grund der strittigen WADA-Bestimmungen scheitern, sondern weil die internationalen Sparten-Verbände und die nationalen Verbände die Bestimmungen ganz einfach unterlaufen können. Sie werden diese Chance auch charmelos ausnutzen, weil sie dafür keinerlei Konsequenzen befürchten müssen. Um meine These nachvollziehbar zu machen, werde ich den RTP 1 genauer beschreiben.

Zu erst muss festgehalten werden, dass der RTP 1 nur diejenigen Sportler eines Fachverbands einschließt, die zur internationalen Elite gehören. Und nur diese Sportler des RTP 1 müssen sich der umstrittenen Meldepflicht unterwerfen. Alle anderen – und damit der allergrößte Teil der Sportler – sind davon nicht betroffen. Das ist ein Punkt, der in der Disskussion häufig gar nicht entsprechend gewürdigt wird. Es geht wirklich nur um diejenigen, die im großen Umfang von ihrem sportlichen Erfolg profitieren.

Zweitens hat WADA keinerlei Befugnisse, festzulegen, welche Sportler zum RTP 1  gehören. Sie gibt darüber hinaus auch keinerlei formale Kriterien vor, die bei der Auswahl der Sportler beachtet werden müssten (wenn man einmal vom diffusen Begriff des Spitzenathleten absieht). Es sind auch nicht die nationalen Anti-Doping-Agenturen, die die Sportler für den Pool auswählen. Es stellt sich dann die Frage, wer festlegt, welche Sportler im RTP 1 sind. Und es stellt sich dann die Frage, welche Motive denjenigen leiten, der die Auswahl vornimmt.

Im dritten Punkt sehen wir nämlich das Moment des zwangläufigen Scheiterns: Es sind die internationalen Verbände, die darüber entscheiden, wieviele und welche Sportler diesem Pool angehören. Und man sieht schnell wohin das führt: Die FIBA, der internationale Verband des Basketballs, hat sich dazu entschlossen gerade einmal 14 (!) Spieler zu “nominieren”. Die FIBA muss sich dafür auch nicht rechtfertigen, weil es ja keine formalen Kriterien gibt, die die Nominierung in irgend einer Form eingrenzen würden.

Und wie schaut es bei Fuball aus? Man weiß ja, wie solche Angelegenheiten bei der FIFA verhandelt werden. Da wird gemauschelt und gedealt ohne Ende. Schließlich wird es so sein, dass die FIFA tatsächlich niemanden nominieren wird, oder aber die Spitzenathleten aus Liechtenstein und den Fidschi-Inseln im RTP 1 landen. Denn der Mechanismus ist ja klar: Jeder nationale Fußballverband wird verhindern wollen, dass eine hohe Anzahl von eigenen Spielern von der FIFA nominiert werden. Für diese Logik muss man noch nicht einmal unterstellen, dass tatsächlich gedopt wird. Man muss ja nur sehen, dass das für jeden Spieler tatsächlich eine nicht abstreitbare Belastung ist, die ihm der Verband natürlich gerne ersparen möchte. Der DFB muss seinen Michael Ballack bei Laune halten, genauso wie die FA dafür sorgen muss, dass Lampard und Co. weiterhin gerne zur Nationalmannschaft kommen.

Daraus folgt also, dass jeder nationale Verband auf die FIFA Druck ausüben wird, den Pool entweder zu verhindern oder möglichst klein und unbedeutend zu halten. Die nationalen Verbände laufen damit ja offene Türen in Zürich ein. Kontrolle, bzw. Transparenz und FIFA sind ja zwei Sachverhalte, die sich kategorisch ausschließen.

Was lässt sich daraus lernen? Der Anti-Doping-Kampf im Fußball ist nichts weiter als ein Schaukampf. Denn die WADA ist soweit entmachtet, dass sie nicht einmal mehr durchsetzen kann, dass die Auswahl des RTP 1 bei den Anti-Doping-Agenturen liegt. Wenn die Kontrollierten selbst auswählen dürfen, wer kontrolliert wird, ist doch klar, dass das nicht funktionieren kann. Denn die Verbände haben eindeutige Motive: Sie wollen keinen Nachteil gegenüber anderen Verbänden haben und sie wollen in erster Linie erfolgreicher sein als die anderen Verbände, also möglichst wenig Auflagen, Beschränkungen und Belastungen für die eigenen Spieler haben.

Die WADA kann zwar weiterhin vollmundige und radikale Programme verkünden, die Verbände und die Politik können sich darüber auch noch legitimieren, aber tatsächlich bleibt alles beim Alten: Kontrolle ist mangels unabhängiger Instanzen gar nicht möglich. “Die Fifa hat Macht und die WADA keine Eier”, bringt es Jörg Jaksche auf die einfache, wie treffende Formulierung.

Eine WADA, die finanziell von den Verbänden abhängig ist und die politisch derzeit von so “sauberen” Ländern wie Russland gesteuert wird, hat überhaupt nicht die Möglichkeiten ein ernsthaftes Programm durchzusetzen. Versucht sie es doch, so setzen die Verbände ihre Medienmaschine in Gang, um allzu konsequente Bemühungen der WADA zu unterbinden. Dazu wird ein Thema dann moralisch aufgeladen und der arme Sportler als das Opfer dargestellt. Die Moralisierung der Kampagne ist also geschickt inszeniert worden, um die Tatsachen zu verdrehen: Spitzensportler sind die Gewinner unserer Gesellschaft und zwar nicht nur finanziell. Wenn die Gesellschaft von ihren Gewinnern erwartet, dass sie sich an ein Mindestmaß von Regeln halten und auch den Anspruch hegt, diese Regeln zu kontrollieren, dann geht es nur darum, die Gewinnverteilung fair zu regeln. Gewinner, die nicht schummeln, bleiben auch weiterhin die Profiteure. Nur diejenigen, die ihren Gewinn nicht auf ehrlichem Wege verdient haben, können sich dann als Opfer fühlen. Und dann würde ich sagen: Zu Recht!

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2 Kommentare

  1. Konnopke
    Erstellt am 24. April 2009 um 17:17 | Permanent-Link

    Same shit, different day.

    Ich bleib dabei. Alle Profi-Fußballer sind (auf die ein oder andere Weise) gedopt.

    Auch unsere Blau-Weißen.

    Theoretisch müsste man alle 2 Tage von jedem Spieler Blutproben nehmen (oder sogar jeden Tag?) um völlig sicher zu sein, dass derjenige nicht dopt.

    Allein ist dies völlig unrealistisch, extrem aufwendig und sehr kostenintensiv.

    Auch die Tatsache, dass die Kontrolleure in den Labors bestochen werden können ist eine Schwachstelle, irgendwo auf dem Weg kann immer manipuliert werden.

    Nunja, sei es wie es sei, ich hoffe Fußball verliert seinen Olympiastatus.

    Allerdings wird dies ebenso wenig bewirken außer große Proteste und Drohungen.

    Mal sehen wann die ersten radsportähnlichen Enthüllungsgeschichten kommen. Jedoch kann man dann mit toten Journalisten und toten Kronzeugen rechnen, der Fußball ist zu mächtig um von ein paar “Nestbeschmutzern” auf ein korrigierendes Normalmaß heruntergestutzt zu werden.

    Das Zuschauerinteresse würde rapide einbrechen, Fernseh- und Werbeeinnahmen sofort in Luft auflösen, Gehälter in den Keller sinken, Stadion weitestgehend leer bleiben.

    Eine Horroversion für Blatter, Hoeneß, Sportfive und Co.

    Deswegen wird alles getan um zu verhindern, das irgendwas ins Rollen kommt…

  2. Erstellt am 25. April 2009 um 14:32 | Permanent-Link

    Konnopke, irgendwann werden die Stories kommen. Da bin ich mir sicher. Ob es auch Tote geben wird, tja, da halte ich mich doch erst mal zurück.

    Interessant finde ich halt in der Debatte um das RTP1, dass die Heuchelei dabei so deutlich wird.

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