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Alltag oder der nächste Schritt

Für mich geschah gestern etwas Besonderes! Ich schrieb diesen Text während der Zugfahrt nach Berlin. Leider ist das wohl für die meisten nicht so spektakulär. Und auch für mich wird die nächste Zugfahrt mit Notebook schon zum Alltag gehören. Diese Zugfahrt hätte jedoch aus einem anderen Grund eine ganz besondere werden können. Aber die Meisterschaft, dieses extraordinäre Ding, bleibt ja leider aus. Es wäre nicht nur für mich und mein Zugfahrt etwas ganz besonderes geworden, wenn Hertha das erste mal seit… Ach, lassen wir das! Die Meisterschaft ist abgehakt. “Der Drops ist gelutscht.” Und während des Zugfahrens mit dem Laptop zu arbeiten, ist heutzutage ja sowas von banal!

Für Hertha kehrt nun auch langsam wieder der Alltag ein. Oder man müsste fordern: Hertha muss jetzt wieder zum Tagesgeschäft zurück kehren! Denn die Woche hatte auf verbaler Ebene ja einiges zu bieten. Jeder hatte einen Spruch auf den Lippen. Hertha war der Club der Lautsprecher. Das ist wenig charmant und schon gar nicht produktiv, sagt aber viel über den Gemütszustand der Berliner Belegschaft aus. Die Enttäuschung über die vergebene Möglichkeit der Meisterschaft war und ist riesig.

Aus der Enttäuschung der Mannschaft, lässt sich wiederum darauf schließen, dass die Leistungen der letzten Wochen durchaus damit zu erklären sind, dass die Meisterschaftsmöglichkeit sehr motivierend auf die Spieler und die Verantwortlichen gewirkt haben muss. Denn letztlich war und ist es ja so, dass Hertha – nimmt man die Ganze Saison zur Grundlage – über ihren Möglichkeiten gespielt hat. Und neben Favres Gechicken als Trainer ist ein Grund sicherlich darin zu sehen, dass der Erfolg zusätzliche Motivation freigesetzt hat und auf diese Weise Punkte erspielt wurden, mit denen niemand hätte rechnen können. Diese Funktion der positiven Verstärkung hatte ich ja schon beim Simunic’schen Mantra hervorgehoben.

Auf Psycho-Doping wird Hertha im letzten Spiel der Saison gegen den KSC verzichten müssen. Die Mannschaft wird sich auf ihre alltäglichen Leistungen berufen müssen, wenn sie gegen den KSC bestehen will. Zwar geht es noch um das Erreichen der Championsleague, aber irgendwie scheint es so zu sein, dass die verpasste Chance der Meisterschaft schwerer wiegt als die Möglichkeit, in der kommenden Saison auf höchstem europäischem Niveau zu spielen, motivieren kann. Das ist irgendwie verständlich. Denn wer will schon erster Verlierer sein? Aber auf der anderen Seite ist es vollkommen bescheuert. Mit dem Geld der europäischen Königsklasse könnte bei Hertha das Fundament für den zukünftigen Erfolg errichtet werden. Und noch viel wichtiger ist, dass die vielen jungen Spieler im Kader die Möglichkeit erhalten, sich in der Spitzenklasse zu probieren. Aber soviel Zukunft wirkt wohl kaum motivierend für ein banales Spiel gegen Karlsruhe.

Alles Reden und Argumentieren wird daher nichts nützen. Es geht am Samstag gegen den KSC ganz allein um die praktische Frage, ob Hertha im letzten Spiel der Saison wieder auf Alltag umschalten kann. Ob sie es wieder schafft, aus einer gesicherten Defensive heraus auf die eigenen Chancen zu laueren. Ob sie das Vertrauen in ihre Effizienz bewahrt, auch wenn es bei den ersten Versuchen – wie gegen Schalke – nicht klappt. So gesehen, steht also mehr auf dem Spiel als der Einzug in die Championsleague. Denn am Samstag kann Hertha beweisen wie weit die Mannschaft auf dem Weg zum Spitzenteam schon gekommen ist.

Denn es ist doch klar, dass ein Team, das sich dauerhaft im oberen Bereich der Tabelle festsetzen will, nicht über einen längeren Zeitraum damit motiviert kann, “eine einmalige Chance” zu nutzen oder das letzte Spiel als “das Finale” zu sehen. Nein, ein Spitzenteam braucht diese Form des mentalen Aufputschmittels wirklich nur in wenigen Momenten der Saison. Denn es muss im Alltag zeigen, dass es Leistungen abrufen kann, die ausreichend sind, den Gegner zu besiegen. Mehr erwarte ich von Hertha in den kommenden Jahren ja gar nicht, wenn das Gerede um ein zuküftiges Spitzenteam Realität werden soll. Schönen Fußball können die anderen Spielen. Auf dem Weg zum Spitzenteam ist es daher erst einmal wichtig, den Alltag zu meistern. Schließlich stellt sich bei Erfolg genau der gleiche Effekt ein, wie bei mit meinem Notebook im Zug. Das erste Mal ist aufregend, aber dann wird es ganz schnell zur Normalität. Erfolg macht nur ganz kurz sexy, danach kommt schon der Druck. Damit muss man umgehen können. Bei der Benutzung eines Notebooks im Zug wird die Umstellung sicherlich leichter fallen als im erfolgreichen Alltag einer Fußballmannschaft.

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4 Kommentare

  1. Erstellt am 23. Mai 2009 um 17:49 | Permanent-Link

    So…JETZT weiß ich, wie sich ein Emotionaler Kater anfühlt…

  2. Fhainer
    Erstellt am 24. Mai 2009 um 13:19 | Permanent-Link

    Relativ viele scheinen doch schwer getroffen, von Herthas gestrigen Spiel, zu sein, anders kann ich mir diese konsternierte Stimmung hier nicht erklären ;)

    Wir haben eine super Saison gespielt in der die Jungs wirklich alles gegeben haben das ihnen dann in den letzten beiden Spielen die Luft aus geht ist sicherlich ärgerlich und finanziell auch ziemlich beschissen für Hertha, aber letztendlich lügt die Tabelle nicht, wir sind zu recht 4ter Platz und das ist trotzdem sensationell gut !!!

    Diese Saison haben uns kleinigkeiten die Championsleague gekostet, außerdem glaube ich, dass es nächste Saison sehr viel schwerer für unsere Hertha wird überhaupt den Uefa-Pokal zu erreichen, nicht umsonst wurden die Ziele auf Platz 3-8 korrigiert.

    Eins noch: Wer jetzt anfängt Favre zu kritisieren, hat für mich keine Ahnung !

  3. Pfeifffer
    Erstellt am 24. Mai 2009 um 14:16 | Permanent-Link

    Ich frage mich, wie geht es mir und was sind dieGgründe für den gefühlt traurigen Saisonabschluss?

    Ich war gestern so enttäuscht von meiner Mannschaft, und bin es immer noch, wie lange nicht mehr.
    Mein Kopf sagt mir, dass der 4te Platz gut ist, viel besser als alles, was jeder Experte, jeder Trainer in der Bundesliga der Hertha vor der Saison zugetraut hat.
    Meine Betrachtung der Gesamtsaison sagt mir, dass mit Lucien Favre zum ersten Mal ein Trainer in Berlin das Ruder in die Hand genommen hat, der aus der Hertha eine Mannschaft machen kann, der ein kluges und langfristiges Gegengewicht zu einsamen Entscheidungen von Dieter Hoeness auf den Plan bringt, der fußballerisch und taktisch was auf dem Kasten hat, der die Spieler verbessert. Der vor allem die Spieler liest und – siehe Piszczek – damit der Mannschaft langfristig Struktur und Halt und Klasse verleihen kann.
    Dann sehe ich, wie viel weniger Geld bei Hertha investiert werden kann als bei den Großen der Liga, und wie viel damit doch rausgekommen ist. Mann kann Stein und Rodnei trotz aller Bemühungen nicht mit Lahm, Jansen, Pander vergleichen. Mann kann aber auch sehen, wie Nicu, Piszzcek, Raffael, Kacar, aber auch Friedrich, Drobny, Simunic und noch einige unter Favre wirklich besser geworden sind.

    Was also ist passiert? Ich sehe es so: Hertha hat ein Sturmproblem. Hertha hat das Problem, ein Spiel wirklich zu machen. Das trennt uns von den besseren und reicheren Mannschaften, auch wenn wir dieses Jahr dank der vielzitierten “Effektivität” vor vielen dieser Mannschaften gelandet sind.
    Aber halt – hatte Hertha dieses Problem das ganze Jahr? Nein! In der ersten Saisonhälfte traf auch unser Mittelfeld. Ciceros Kopfbälle, Kacars Tore, Nicus Angriffe! Das war ein wesentlicher Teil unserer Gefährlichkeit. Diese Gefahr erlosch zunehmend. Sie erlosch wegen Verlezungen (Kacar, Nicu) und den darüber nötigen Änderungen in der taktischen Aufstellung. Und sie erlosch, und das sehe ich bitterernst, wegen des unerträglichen divenhaften Verhaltens unserer sogenannten Topscorer. Pantelic hat sich durch sein mustergültig arrogantes Verhalten selbst um jede Verhandlungsbasis für eine Zukunft bei Hertha gebracht. Hätte er sich gleich so bemüht, wie in einigen der letzten Spiele und immer mitrainiert und nicht 4 Millionen oder weiß Gott wieviel plus Posten im Management verlangt, er hätte sich hier entwickeln können, ein Leader werden. Und Voronin steht ihm in diesem Verhalten in nichts, in absolut nichts nach. Er war ein Noteinkauf, er hat sich erfolgreich kurz in den Vordergrund gespielt und dann nur noch eine Show abgezogen. Und das war unerträglich. Und mit dieser Pantelic-Voronin-Show erlosch zusehends auch das Mittelfeld, erlosch die Torgefahr aus dem Mittelfeld. Mit anderen Worten: Die Mannschaft verlor als Mannschaft. Voronin und Pantelic haben der Mannschaft ganz eindeutig geschadet. Der Sturm steht bei Hertha als Mannschaftsteil in der Entwicklung noch aus. Das ist der notwendige nächste Schritt. Die Zukunft, ein Teil davon, denn wir brauchen auch eine erfahrene Kraft, war kurz zu sehen beim Spiel gegen Bremen, als wir das 0:1 mit Chermiti, Domo und Raffael glänzend und wirbelnd gewendet haben. Da lachte mein Herz!

    Jeder der jetzigen Spieler im Kader, der das erkennt und anerkennt, und seinen Teil dazu beitragen wird, dass der Sturm aus einem mächtiogen Mittelfeld und nicht als divenhaftes Gekruschel nun in der Entwicklung folgen wird, der wird bei Hertha bleiben. Aber jeder, der bleibt, muss weiter langfristig denken und arbeiten können. Simunic, besser und konstanter denn je, muss sich überlegen, ob er mitziehen oder nach England will. Friedrich hat das bereits getan. Hut ab. (Er wird hoffentlich einsehen, warum er am Ende nicht spielen durfte; er war lange, schwer verletzt und von Bergen war besser denn je außer im letzten Spiel, aber da waren alle schlecht außer Drobny.)
    Wenn Simunic nur noch Meisterträume hat, muss er gehen. Das gilt für jeden, der nur noch Meisterträume hat.
    Kacar müssen wir halten. Er lernt, er wächst, er wird aus seinen vergeben Chancen bei KSC viel mitnehemen, wenn Favre es schafft, ihn darüber hinweg zu bringen.
    Cicero muss wieder Partner – auch im Sturm – bekommen, die ihm auch mal auflegen. Nicu wird wieder spielen, für ihn sehe ich den Weg wie für Kacar. Ebert muss das Zusammenspiel mit Piszczek üben, seine Flankenläufe bis hinten druch erweitern, seiner gewachsenen Technik den Kopf eines Erwachsenen zugesellen und cooler werden. Dann, und wenn wir auch noch Standards als verwertbare Torchancen hinzulernen, werden Raffael, Domo, Chermiti und die neuen X und Y mit diesem Mittelfeld zusammen was schaffen können.
    Insofern: das Erreichen “nur” des 4ten Platzes zerstört den begonnenen Aufbau nicht, wenn die wichtigen Schaltstellen das selber erkennen. Der 4te Platz vertreibt bisher nur die unnötig selbsternannten Götter, und das ist gut so, denn sie sind nicht Teil des Gefüges und der Mannschaft, die in der 1. Saisonhälfte das Beste geboten hat.
    Langer Atem ist eine große Kraft.
    Ein guter linker Verteidiger oder eine wesentliche Verbesserung bei Stein und Rodnei und schließlich Berliner Leidenschaft, die noch etwas mehr in die Schweizer Seele sickern möge (für den entscheidenden Kick dann und wann im entscheidenden Spiel) wären dazu ein Genuß …

  4. Erstellt am 24. Mai 2009 um 17:16 | Permanent-Link

    Pfeiffer, ich stimme dir in allen Punkten zu. Danke für diesen ausführlichen Kommentar!

    Ich selbst bin noch ein wenig sprach- und vor allem wortlos. Ich glaube es wird noch ein paar Stunden/Tage dauern, bis ich die passenden Wort finde. Aber die Sommerpause ist lang und es wird viel zu diskutieren geben. Da bin ich mir sicher.

    Voronin und Pantelic haben soeben auf der Mitgliederversammlung Blumen zum Abschied überreicht bekommen. Deren Abgang ist also definitv.

    Ob Nicu noch einmal so eine starke Saison spielen wird, kann man zumindest bezweifeln. Ich bin mir noch nicht sicher, ob er diese Konstanz wirklich mit sich bringt…

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