• Achtung: Stadiondurchsage!

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Erfahrungen in Istanbul

Diesen Artikel habe ich bereits im Blog meines Vaters veröffentlicht. Er berichtet von einem gemeinsamen Stadionbesuch in Istanbul.

Es ist Dienstag im September. Das allererste Spiel in der Championsleauge mit türkischer Beteiligung in dieser Saison steht an und das lassen wir uns natürlich nicht entgehen: Galatasaray Spor Kulübü gegen Les Girondins de Bordeaux. Ok, das ist jetzt erstmal nicht der Hammer. Aber sowas ist zumindest für mich eine einmalige Chance. Und da ich auf den typischen Touri-Kram keine Lust habe, sondern viel lieber Fussball schaue, werte ich das ganze für mich um: Eine Kultur und die Menschen eines Landes lernst du am besten bei ihrem Volkssport kennen. Und wie es der Zufall will ist auch in der Türkei die Nummer ein im Sport: Fussball!
Also gut. Jochen hatte schon längst Karten besorgt. Es soll wohl ausverkauft sein.
Ausverkauft? Nee, nich wirklich, ne? Warum es nicht ausverkauft sein kann?
Ganz einfach: Also die Fans von Galatasaray müssen doch solch ein Spiel gegen einen Mittelklasse-Verien aus Frankreich auch nicht grade sonderlich spannend finden. Außerdem fast das Stadiion doch 80.000 Zuschauer. Schon mal ein ausverkauftes Olympiastadion gesehen? Dazu kommt noch, dass es nicht das eigentliche Heimstadion von Gala ist, sondern ein ?Uefa-Fünf-Sterne-Stadion? der ?Extra-Klasse?, so zum Europa-Cup spielen und so richtig schickimickiwohlfühlen. Und dieses super moderne Stadion, dessen Dach in Form einer Sichel nachts hell erleuchtet ist, konnte so eben nicht direkt in der Stadt gebaut werden. Klar, da standen ja ne Menge Gecekondus im Wge… Also baute man dieses schöne Stadion ?etwas weiter draußen?. Wir fragten uns also, wo dieses Stadion sei. Wir fragten auch ein paar Istanbuler. Naja, die Antwort war klar:?etwas weiter draußen?. Also wenn diese Leute keinen blassen Schimmer von ihrem Super-Hyper-Stadion haben, dann kann es doch unmöglich ausverkauft sein. Egal, wir finden das raus, kein Problem. Denn der Stadtplandienst map24.de ist international. Nachdem wir bei Wikipedia herausgefunden haben, dass ein Bus-Shuttle vom Taksim-Platz eingerichtet wird, geben wir die Route vom Taksim zum Stadion ein. Ich lach mich schlapp: Das sind doch nur 25 Kilometer zum Stadion. Das kann man ja fast laufen! Map24.de errechnet eine Reisezeit von exakt (!) 28 Minuten und 31 Sekunden. Das erscheint dann doch irgendwie unrealistisch. Das doppelte an Zeit muss man in einer Stadt eh rechen, für Istanbul im besonderen legen wir also noch mal die doppelte Zeit rauf. Mann, das sind 2 Stunden für 25 Kilometer! Wir werden zu früh dasein. Für das Kennenlernen einer fremden Kultur geben wir alles. Anpfiff ist um 21.45h. Wir sind pünktlich am Taksim um halb acht. Eine kleine Schlange steht am Ort, wo der Shuttle losfahren soll. So ca. 50 Leute. Und das Stadion soll ausverkauft sein? Sind wir zu früh?

Nein, denn so einfach ist das nicht. Wir sind zu spät. Viel zu spät. Wie soll man eine Busfahrt beschreiben bei der man steht? Die ganze Zeit steht? Drei geschlagene Stunden steht? Drei Stunden Schrittgeschwindigkeit und ?Stop and Go?. Am besten garnicht. Die Erinnerungen sind zu schmerzhaft. Aber unsere türkischen Mitfahrer haben Spass. Wirklich gefeiert und gesungen, fast die ganze Zeit. Vor allem die Jugendlichen sind woll dabei. Erst als das Spiel kurz vor dem Anpfiff ist und das Stadion immer noch nicht in Sicht, breitet sich Unruhe aus. Klar hat man gesehen, wie immer wieder Polizeieskorten mit Blaulicht die Vips zum Stadion leiteten. Aber das Stadion haben wir noch nicht gesehen! Die Unruhe steigert sich nachdem wie von der Autobahn abgefahren sind und in einer Nebenstraße feststecken. Es kann ja nicht mehr weit sein. Das denken einige und laufen los. Sie sind zu Fuß tatsächlich schneller als der Bus. Auch wir lassen uns irgendwann anstecken. Nach kurzer Zeit sehen wir das Stadion: Weit hinter einer Senke und schätzungsweise 10 Mauern liegt es und strahlt. Man sieht sie Sichel. Schon schön… Aber das schaffen wir nie!Quer über die sechsspurige Straße zurück zum Bus gesprintet. Puh. Mittlerweile können wir sitzen. Und irgendwie, über elendige Umwege kommt der Bus am Parkplatz des Staions an. Wohlgemerkt am Parkplatz. Von da aus sind es noch mal 15 Minuten zu laufen. Um es kurz zu machen: Wir sind pünktlich zur zweiten Halbzeit. Aber statt dem Spiel bekommen wir nur eine Ladung Tränengas zu sehen. Tja, denn es ist ausverkauft. Tatsächlich. Und die 1000 Zuspätgekommenen bleiben jetzt halt draußen. Pech gehabt. Was? Das ärgert euch? Nix da! Wir haben hier das sagen: Tränengas und Knüppel!
Nun, da können die Polizisten tatsächlich nichts dafür, dass der Staat ein Stadion für 80.000 Leute baut, aber sich nicht um die Infrastruktur kümmert. Kommen halt nur die Vips pünktlich. Na und?
Dann sind wir halt wieder nach hause gefahren. Nützt ja nichts. Achso: Wir mussten natürlich wieder stehen. Das war ja klar. Es wäre ja auch zu einfach gewesen…

Easyfunk auf dem Rückweg:

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Mein Vater (Wüllü) mit mir im Bus:

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Und sie macht das einzig Richtige:

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