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Gut genug? Oder darf es ein bisschen mehr sein?

Wo steht die Bundesliga? Was kann die Bundesliga? Wer kann beurteilen, wo sie steht und was sie kann? Häufig gestellte Fragen und ihre selten befriedigenden Antworten. Ein Versuch zu erklären, warum das so ist und warum man sich diese Fragen trotzdem stellen muss.

Schaut man auf die aktuelle Tabelle, so ergibt sich der Eindruck, dass derzeit nicht viel los ist in der Bundesliga. Aber nur weil die Teams von Platz 18 bis zehn gegen den Abstieg kämpfen, sollte man bedenken, dass diese Saison auch selten kurios verläuft. Man denke an die Bayern, die mit 34 Punkten derzeit noch um den Klassenerhalt kämpfen müssen und den HSV, der die Championsleague noch nicht so ganz aufgegeben hat – nein man muss sagen vergessen kann. Die fachkundige Analyse der Tabelle der englischen Woche, bringt dann doch ganz andere Schlüsse: Schalke wird knapp vor Nürnberg Meister und Bielefeld, Bochum und der HSV steigen ab. Na wenigstens eins ist sicher: Der HSV steigt ab.
Nun, wer hätte das gedacht… So viel zu einem höchst selektiven Überblick über die aktuelle Diskussion im Netz. Im Bundesliga-Blog fragt man sich dann, ob die Bundesliga in der eigenen Mittelmäßigkeit versumpft. Ist gut nun gut genug oder darf es auch ein bisschen mehr sein? Scheinbar schwer zu sagen. Erst recht wenn man sich in der Analyse der einzelne Spieler und Mannschaftsteile versucht. Daher schlage ich hier für die spannende und berechtige Frage einen anderen Weg vor.

Die Makro-Ebene:
Was zeichnet denn die Bundesliga aus? Vor allem im Vergleich zu anderen europäischen Ligen? Im Vergleich zu England finde ich es bezeichnend, mit wie wenig Mitteln in der Bundesliga gewirtschaftet werden kann und muss. Zumal die Vereine (sieht man mal vom HSV und Schalke, aber aus vollkommen unterschiedlichen Gründen ab) wie traditionelle mittelständische Betriebe geführt werden (können). Zwar gibt es in vielen Vereinen dominante Figuren und Geldgeber (Kind in Hannover, der Teppich-Onkel in Nürnberg, etc…), aber im Vergleich zu einem Abramowitsch oder einem Glazer nehmen die sich doch eher wie Kinder im Buddelkasten aus. Das führt aber nun dazu, dass zumindest der finanzielle Aspekt in der Bundesliga nicht der beherrschende Faktor ist. Kluges Scouting, geschicktes Marketing und eine disziplinierte taktische Grundordnung sind in der Liga schon ausreichend um nicht permanent in Abstiegsgefahr zu geraten, bzw. die Last dieser Gefahr auf genügend Schultern zu verteilen. Und ebenso wie Bielefeld, Mainz und Cottbus sich im Ligaalltag bestens zu wehren wissen, kann Werder Bremen dies im internationalen Vergleich. Und das denke ich, ist eine außerordentliche Leistung der Liga. So kann man sich glücklicherweise nicht darauf verlassen, dass Bayern schon am 24.Spieltag Meister wird und die Aufsteiger wieder ohne großes Murren absteigen.

Schaut man nach Italien wird man insbesondere in diesen Tagen die positive Stimmung in den deutschen Arenen zu schätzen wissen. Nicht zuletzt ist die Bundesliga die am besten besuchte Liga Europas. Moderate Preise, gute Stimmung und moderne Stadien laden uns jedes Wochenende ein. Nicht zuletzt weiß man hier zumindest solange die Schiedsrichter von Hertha nicht mal wieder die falsche Kneipe besucht haben, dass man auf eine vergleichsweise unabhängige Schiedsrichterleistung vertrauen kann.

Das soll hier aber kein Bewerbungsschreiben für die frei gewordene Stelle der Geschäftsführung der DFL werden. Schließlich greift auch in der Bundesliga der Kommerz und die Repression um sich. Und das muss zur Kenntnis genommen werden. Aber ich denke, dass sich das noch in einem Maß hält, was auf dem Hintergrund unserer Gesellschaft noch recht erträglich ist.

Geht man nun eine Ebene nach unten auf die Meso-Ebene und schaut sich die Spiele an, die der geneigte Fan hier jede Woche ertragen muss, kann man schon ins Zweifeln kommen: So ein Taktigeschieb zwischen Cottbus und Bochum oder Bielefeld und Gladbach kann einen an die Grenze des Wahnsinns treiben. DAS macht wirklich keinen Spass. Und da es ja nun immer auch darauf ankommt, was Spass macht, also letztlich die Bewertungsgrundlage darstellt, muss man sich fragen, ob diese “Vertaktisierung” des Spiels nicht vielleicht auch seinen Reiz hat? Ich ertappe mich selbst dabei zu sagen: Nein! Ich will Spektakel, ich will Tore, Dribblings, Seitfallziehr und Klose-Saltos! Vielleicht sollte ich mal einen Ausflug nach Salzburg machen. Da gibt es Spektakel. Also doch lieber Taktikgeschiebe und Fehlpassfestival!
Warum? Ganz einfach: Ich bin zwar bis in die Knochen frustriert, wenn ich mir ein Gegurke über 90 Minuten im kalten Stadion der Bielefeder Alm antun muss, wie ich es am Samstag zuletzt erleben musste, aber ich fiebere mehr mit, als bei einem klaren Sieg einer Hertha in Osnabrück. Für das schön anzuschauende Spiel sind die Strukturen der Bundesliga natürlich von Nachteil. Aber für die Spannung von ungemeinem Vorteil. Spektakel: Mittelmaß. Spannung: Erste Sahne!

Die Mikro-Ebene: Die Spieler
Klar kann man sich nun in endlosen Vergleich über die Vorzüge von einzelnen Spielern auslassen, aber darum kann es m.E. garnicht gehen, weil eben Zahlen auch nur Zahlen sind, die von irgendwem für irgendwas erhoben wurden und es in der Bewertung letztlich nur auf individuelle Präferenzen ankommt. Ist Ronaldinho, Diego oder Lincoln derzeit der bessere Brasilianer? Unentscheidbar!
Vielmehr geht es um was anderes: Wie kann es zum Beispiel sein, dass der HSV überbewertet Spieler in Massen einkauft um sie entweder zu verletzen oder mit so viel Pech an den Füßen auszustatten, dass sie eine Pleitenserie mit der nächsten toppen? Wie bringt es Mathijsen fertig Sanogo abzuschießen, statt den Siegtreffer ins leere Tor einzuschieben? Unfassbar sensationell! Und wer hat schon so einen legendären Keeper wie Cottbus? Ganz zu schweigen von Möchte-gern-Chelsea-Simunic, der einfach aufhört zu spielen, obwohl der Schiri nicht pfeift. Die wahllose Kontingenz des Fehlerprozessierens beherrschen viele Spieler der Liga bis ins kleinste Detail, sodass trotz Geschiebe immer etwas Spass zu erwarten ist.

Ich denke, dass man es garnicht anprangern kann, dass die die Liga so eng zusammengerückt ist in den lezten Jahren (man erinnere sich nur an das Schneckenrennen um den Uefa-Cup letzte Saison). Konstanz ist gefragt und zwar auf höchstem Niveau: Bloß nicht zu weit vor oder zurück. Im Zweifelsfall erst einmal der anderen Mannschaft, Torschützenkönig oder Topvorbereiter den Vortritt lassen, um dann aus der Nische eine Lücke zu machen, in der man es sich bequem machen kann.
So ist die Liga nun einmal: Eloquent gelassen, bescheiden und verlässlich unstet. Wer sich dabei nicht wohlfühlt sollte eher Hanball gucken oder Skispringen oder Biathlon. Oder Formel1 vielleicht noch. Da weiß man was man hat, was man bekommt und erwarten darf. Und das finde ich ehrlich gesagt total langweilig. Andere mögen das Mittelmäßig finden und sich darüber mokieren. Ich finde das gut so.

Abschließend will ich noch darauf eingehen, warum ich die Frage nach der Mittelmäßigkeit durchaus für berechtigt finde. Sie ist wohl daher berechtigt, dass diese Mittelmäßigkeit als solche heutzutage garnicht mehr gerne gesehen wird. Sportlich mag das nachvollziehbar sein. Wer will schon der Fan eines mittelmäßigen Vereins sein? Auf der menschlichen Seite ist es ebenso nachvollziehbar. Jeder möchte ja nun gerne wissen wo er/sie steht. Und am liebsten natürlich auf der Sonnenseite. Und da unsere Liga im grauesten Grau auftritt, stellt sich die Frage der Verortung zwangsläufig. Ich denke, dass man sich selbst und seine Ansprüchen (an sehnsüchtiger Dominanz, lustvollem Spektakel und Gier nach Sensation) kritisch reflektieren sollte und sich “von daheraus” überlegen sollte wie denn überhaupt irgendetwas “mittelmäßig” sein kann. Denn aufgepasst! Ohne Licht kein Schatten ergo: Es muss auch Verlierer geben im grauen Bundesligaalltag. Und ein Glück gehen nicht alle Spiele unentschieden aus! Das wär wär wirklich mittelmäßig-mittelmäßig…

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2 Kommentare

  1. Erstellt am 5. Februar 2007 um 19:04 | Permanent-Link

    1. Ich bin gerne Fan eines mittelmäßigen Vereins!

    2. Dein Ansatz ist nicht schlecht. Jedoch, und da beißt sich die Katze in den Schwanz, so wenig man die Beurteilung eines Spielers anhand von Zahlen zustande bringt, so wenig lässt sich das “Maß” der Liga an den von Dir genannten Kriterien ermessen. Auch hier gibt es unterschiedliche, individuelle Betrachtungsweisen.
    z.B. was die Spiele angeht. Ich denke, dass die Spiele in der Bundesliga qualitativ auf mäßigem Niveau sind. Du siehst das anders, weil Du andere Erwartungen hast, andere Sichtweisen.
    Wenn ich den Begriff “Mittelmaß” ins Spiel bringe, denke ich hauptsächlich an den internationalen Vergleich, den sich auch eine Bundesliga gefallen lassen muss. Und da hinken wir mittlerweile weit hinterher.

    Aber, wie dem auch sei, mir macht das Mittelmaß der Liga nach wie vor Spaß! Weil ich mit meinem – mittelmäßigen – Verein leide, weil ich Freude habe, die Liga zu verfolgen, darüber zu schreiben, zu diskutieren, mir vorzustellen, wie ich alles besser machen würde. Von mir aus darf sie so bleiben. Soll sich nur keiner beschweren, dass wir demnächst vielleicht nur noch einen halben Champions-League Platz bekommen

  2. Erstellt am 26. Dezember 2007 um 18:32 | Permanent-Link

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