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Vorgänger und Nachfolger

Den folgenden Beitrag hat mir Hertha-Fan Sebastian gerade zugesendet. Der Text ist so gut, ich musste ihn einfach veröffentlichen.

Am 8.6.1996 (morgen vor 13 Jahren) spielt Hertha am letzten Spieltag der 2. Bundesliga in der berühmten Lohrheide vor sagenhaften 1002 Zuschauern gegen Wattenscheid 09. Die sind vor dem Spiel als abgeschlagener Letzter schon abgestiegen. Hertha allerdings – unter dem guten, damals noch jungem und ambitioniertem Jürgen Röber – braucht unbedingt noch einen Punkt um selbiges Schicksal auszuschließen. Nun, wir kennen das seltsame Verhalten der alten Dame bei der Vergabe von Entscheidungen ja.

So erfrischend wie unlängst in Karlsruhe spielte sie damals im äußersten Westen Bochums auch. Nur war es so, dass der Gegner sich dankbar dem fehlenden Niveau anpasste. Der damalige Hertha-Manager Carl-Heinz Rühl und unmittelbarer Vorgänger eine Hertha-Legende meinte schon in der Pause völlig geschafft: “Ich kann Klartext reden, weil es die Mannschaft jetzt nicht hört. Es ist deprimierend, was hier passiert. Es geht doch nicht nur um die Zukunft des Vereins, sondern um eine ganze Region. Da kann man doch nicht so lasch in den Zweikämpfen auftreten und bei den glasklaren Torchancen so sündigen.”

Ja, die Zukunft des Vereins und die ganze Region, immer wieder gern genommen, aber damals hatte der gute Calle Rühl schon nicht ganz unrecht. Immerhin wurde ein Jahr zuvor noch soeben der Lizenzentzug für die 2. Liga in zweiter Instanz abgewendet. Dies hatte im Übrigen einen Punktabzug als unschöne Nebenwirkung zur Folge, der diesen Schlamassel am 8.6.1996 überhaupt erst ermöglicht hatte.

Aber zurück zum Spiel: In der 2. Hälfte machte die alte Dame, wie zu der Zeit nicht unbedingt ungewöhnlich, da weiter, wo sie vor der Pause schon nicht angefangen hatte. Bis die 88. Minute anbrach. Diese 88. Minute damals in Bochum-West werde ich (damals vorm Radio in Osnabrück-Süd) nie vergessen. Plötzlich lief der mit 7 Törchen zweitbeste Schütze der Wattenscheider allein und völlig frei auf Krake Fiedler zu. Dieser wunderbare Stürmer – mit 29 Jahren noch lang nicht am Zenit seines Schaffens angekommen – hatte zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 84 Tore in der 1. und 2. Bundesliga aufzuweisen. Dass er ein eiskalter Hund, ein Strafraumspieler, schlichtweg ein Torjäger war, bewies er nicht zuletzt 3 Jährchen später mit 23 Toren in Liga eins. Und diese tausenprozentige Chance, die würde er kaum liegen lassen… Doch er zögerte einen Tick zu lange und ließ sich irgendwie in letzter Sekunde noch abdrängen…

Hertha blieb drin. “Ein Grund zum Feiern ist das nicht”, meinte Libero Steffen Karl. “Wenn man bis zur letzten Sekunden bangen muß, ist man nur froh, daß endlich alles vorbei ist. Jetzt muß man in Ruhe die Saison analysieren und nach vorn blicken.”

Und da vorn stand schon ein Mann, der seine Birne bevorzugt dahin hielt, wo es so richtig wehtut. Am 27.11. desselben Jahres – die alte Dame war durch ein 2:1 gegen die Stuttgarter Kickers gerade auf Rang 2 geklettert – wurde Dieter Hoeneß Vize-Präsident von Hertha BSC. Kurz darauf musste Calle Rühl die Koffer packen und Dieter übernahm den Manager-Posten. Was danach passierte ist so eng mit Dieter Hoeneß verbunden wie schwarze Kassen mit Helmut Kohl (hüstel, im positiven Sinne selbstredend). Dieter hat Hertha in der Bundesliga sowas von etabliert. Gut, ein anderes Wort, welches mit eta beginnt ist sicherlich auch untrennbar mit seinem Schaffen verknüpft: Etatloch.

Für mich, der am 8.6.1996 schweißgebadet vorm Radio saß und anschließend Jürgen Röber dabei lauschte, wie er kundtat, jedem einzelnen Spieler gleich in der Kabine nochmal persönlich in den Allerwertesten treten zu wollen, überwiegt EINDEUTIG Ersteres! Zumal Zweiteres von nun an nicht mehr in Dieters Händen liegt (tiefes Durchatmen). Nun liegt es an seinen Nachfolgern. Von denen hat zumindest einer schon vor Dieter Hoeneß epochales für die alte Dame geleistet und Dieters Ära damit erst ermöglicht. Na klar, es war Michael Preetz. Damals, als Stürmer von Wattenscheid 09, in der 88. Minute.

Zum Spielbericht bei der Berliner Zeitung.

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7 Kommentare

  1. Tanja*
    Erstellt am 7. Juni 2009 um 22:25 | Permanent-Link

    Ich kopiere meinen Eintrag von anderer Stelle auch noch einmal hier rein:

    Ich find die Art und Weise der “Verabschiedung” echt beschissen muss ich sagen, auch ein Hoeneß hat Achtung und einen guten Abschied verdient und ob es besser wird erst mal abwarten. Ich erinner mich halt noch daran, wie es war, bevor Hoeneß da war! Andere müssen es jetzt erstmal besser machen. Kritik üben ist leicht, aber besser machen auch??

  2. Erstellt am 7. Juni 2009 um 22:26 | Permanent-Link

    Stark, hatte ne Gänsehaut :-) Auch wenn ich natürlich sofort wusste, wer dieser Stürmer da war, der sich – wie wohl danach nur noch Francis Kioyo (Gott segne ihn ;-) ) – erbarmte und Hertha nicht den Todesstoß versetzte.

  3. Kid Klappergass
    Erstellt am 7. Juni 2009 um 23:15 | Permanent-Link

    Ja, Enno, Sebastians Text ist gut, sehr gut sogar. Da macht das Lesen Spaß. Ich danke mit

    Gruß vom Kid

  4. Erstellt am 8. Juni 2009 um 15:36 | Permanent-Link

    Hui,

    der Kreis schliesst sich.
    Toller Brief!

  5. spreekicker
    Erstellt am 9. Juni 2009 um 16:11 | Permanent-Link

    hi tanja, ich weiß nicht was du unter besser machen verstehst. finanziell stehen wir kurz vor dem kollaps. den finanziellen spielraum, den hoeneß ausgeschöpft hat, war sein lebenselexier. wen favre ca. 50 millionen ausgeben dürfte und der verein nicht mit der zinstilgung beschäftigt wäre, dann könnte man von erstmal besser machen sprechen. ich fürchte die finanzielle lage sieht noch schlimmer als befürchtet aus. noch herscht in einschlägigen foren unsicherheit darüber wie hoch der eigentliche schuldenberg und die belastung durch bereits verkaufte zukünftige einnahmen ist. fanexperten, die seit jahren oft auf die million genau den herthaetet ausrechnen sind sich auf einmal unsicher, ob da eventuell nichts insgeheim schon lange gar die 100 millionen grenze angekratzt wird. wir hoffen es nicht, aber so ein abgang kann auch viele finanziellenuboote freilegen.
    das hertha monatlich über seine geschäfte berichten mußte ist auch kein gar kein gutes zeichen … erfolgreich ist auch immer eine frage auf wessen kosten man großzügig haushalten konnte. wenn die basis dessen die zukunft ist, so ist erfolg sehr schwer festzustellen. ich würde es ähnlich wie bei der klimaerwärmung betrachten, die westlichen länder sind wirtschaftlich hoch erfolgreich, aber globale erwärmung und ihre folgen in 50 jahren tauchen in den heutigen erfolgreichen bilanzen eben nicht auf.

    mal schauen was kommt.

  6. spreekicker
    Erstellt am 10. Juni 2009 um 00:28 | Permanent-Link

    allerdings ist der aufsichtsrat mit gegenbauer nicht weniger schuldig, die haben schließlich alles durchgewunken und bis 2008 war gegenbauer aufsichtsratvorsitzender… ich will hier also auch nicht alles dem hoeneß in die schuhe schieben.

  7. Sebastian
    Erstellt am 11. Juni 2009 um 19:56 | Permanent-Link

    Er wurde gegangen, wie er gekommen wurde…
    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0301/none/0016/index.html
    Ob ers heute noch weiß?

Ein Trackback

  1. [...] ja, jetzt sind wie gesagt 4 Wochen vergangen, Hertha hat keinen Hoeneß mehr und dafür einen Preetz und wir erwarten zwar Neuverpflichtungen, aber keine großen und schauen, was Lulu Favre daraus [...]

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