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Pantelic und das miese Spiel der Berater

Marko Pantelic

Marko Pantelic

Noch einmal das Thema Pantelic. Es ist ja nicht so, dass ich bisher nichts über die Diva von der Spree geschrieben hätte. Und eigentlich gibt es auch nichts Neues zu der Frage, ob Pantelic seinen Vertrag verlängert oder ob er im Sommer wechselt oder schon Winter geht. Denn nichts genaues weiß man nicht. Allerdings liefert mir Pantelic einen Anlass über den Einfluss von Spielerberatern nachzudenken, die häufig soviel Einfluss auf das Geschick ihrer Mandaten einnehmen, dass die Spieler kaum noch selbst etwas entscheiden. Und auch Pantelic scheint mir entmündigt.

Das miese Spiel der Berater

Warum aber darf man annehmen, dass Pantelic nicht Herr der Lage ist und überhaupt keinen Einfluss mehr darauf hat, was mit ihm geschieht? Spätestens als Ende November der Berater von Pantelic in einem Zeitungsinterview Mobbing-Vorwürfe gegen Favre erhob wurde ich stutzig und fing an, mir meine Gedanken zu machen. Das roch dann doch viel zu sehr nach Inszenierung.

Aber letztlich war der Mobbing-Vorwurf nur die Spitze des Eisbergs der Pantelic-Festspiele. Das wird deutlich, wenn man sich den Berliner Werdegang des Stürmers und seine öffentlichkeitswirksamen Auftritte neben dem Platz noch einmal in Erinnerung ruft. Wir erinnern uns also:

Pantelic in Berlin

Im August 2005 wechselt Marko Pantelic von Roter Stern Belgrad für ein Jahr auf Leihbasis zu Hertha BSC. Vorher ein Wandervogel, der sich zu politisch fragwürdigen Äußerungen hinreißen ließ, hat er nun das Ziel “unauffällig” zu sein. In letzter Sekunde zieht Hertha die Option und nimmt ihn im Juli 2006 unter Vertrag. Pantelic verdient geschätzte 1,5 Millionen im Jahr. Die Saison 2006/07 wird nicht einfach, er schießt 14 Tore in 32 Bundesliga-Partien, fühlt sich aber angeblich schlecht dargestellt und zu unrecht kritisiert. Irgendwann beginnt sein großes Schweigen. Pantelic spricht nicht mehr mit der Presse, verhält sich dadurch neben dem Platz unauffällig und lässt im Folgenden seine Leistungen sprechen. Auch wenn ihm der ein oder andere Torjubel missglückt.

Vielmehr müsste man korrekterweise sagen, dass Hertha ihre Nicht-Leistung sprechen lässt, wenn sie auf Pantelic verzichten muss. Hertha kann ohne ihn nicht mehr gewinnen. Das steigert den Marktwert jedenfalls beträchtlich. Angeblich hat Chelsea Interesse. Chelsea? Tatsächlich. Eine größere Auszeichnung kann es 2007 kaum geben. Pantelic bleibt erfolgreich und auch in der folgenden Saison kann Hertha ohne Pantelic nicht gewinnen. Da habe sich zwei gefunden.

Im Sommer, nach dem ersten Saison-Spiel gegen Otaci 2008 fing Pantelic wieder an zu reden. Und er redete viel. Er verpasste Trainings, wurde suspendiert und zeigte sich uneinsichtig. Er redete sich irgendwann um Kopf und Kragen und schaffte es sogar zu Stefan Raab.

Kurz darauf dann die Mobbing-Vorwürfe des Anwalts und aktuell im Dezember präsentierte Pantelic dann noch einmal sein uneingeschränktes Selbstbewusstsein in einem Zeitungsinterview. Ohne weitere Worte.

Zusammengefasst lässt sich Pantelics Karriere in Berlin wie folgt zusammenfassen: Wenn er schweigt, ist er erfolgreich und steigert seinen Marktwert, sobald er den Mund aufmacht, geht es steil Berg ab. Das kann kein Zufall sein.

Schlecht beraten?

Ich glaube nämlich nicht, dass Marko Pantelic selbst entschieden hat, wann er redet und wann er schweigt. Ich vermute, dass seine Berater dahinter stecken und damit ganz eigene Ziele verfolgen. Schaut man sich die Entwicklung von Pantelic an und fragt, wer am meisten davon profitiert, dann ist die Antwort meiner Meinung nach recht einfach: Es ist nicht Hertha BSC, weil der Verein die Unruhe nicht gebrauchen kann. Es ist nicht Marko Pantelic, weil er sich durch Zeitpunkte des Einsatzes seiner losen Zunge bisher nur selbst geschadet hat. Es ist sein Berater, der am meisten profitiert oder zumindest versuchte, zu profitieren.

Man könnte vermuten, dass Wolfgang Müllenbrock Anfang 2007 erkannt hat, dass es nicht förderlich ist, wenn Pantelic auf seine sehr direkt gesprochene Art seine Karriere kommentiert und damit gefährdet. Müllenbrock wird ihm daher nahe gelegt haben, keine Interviews mehr zu geben. Und als Müllenbrock gesehen hat, dass das ganz gut läuft und er einigen Einfluss auf Marko Pantelic hat, hat er Anfang 2008 vermutlich entschieden, mit dem zweifelsohne begabten Stürmer den großen Reibach zu machen.

Um als Berater zu kassieren, muss allerdings ein Wechsel mit hoher Ablösesumme her. Als der Marktwert die 10 Millionen überschritten hatte und der Vertrag noch mehr als ein Jahr lang lief, fing Pantelic wieder an zu reden. Damit prvozierte er seinen Abgang, weil er durch seine unbedachten Worte viel Distanz zwischen sich und den Verein gebracht hat. Nachdem im Sommer allerdings kein Wechsel zu Stande kam, wurde nun im Herbst also der Tonfall verschärft und Müllenbrock meldete sich nun selbst zu Wort, um einen Wechsel im Winter zu forcieren.

Wolfgang Müllenbrock

Ich habe mich also gefragt, wer das ist, dieser Wolfgang Müllenbrock. Wenn mich nicht alles täuscht, ist er Anwalt in Berlin mit dem Schwerpunkt Wirtschafts- und Steuerstrafrecht. Soviele Anwälte in Berlin mit diesem Namen kann es nicht geben. Und in Berlin ist er ein alter Bekannter, vertrat er doch den früheren CDU-Politiker und Manager der Berliner Landesbank Klaus Landowsky vor Gericht, als dieser sich nach der Pleite der Bank wegen Untreue verantworten musste. Und Müllenbrock plädierte selbstredend auf unschuldig:

Es handelt sich hier um einen politisch motivierten Versuch, meinen Mandanten wirtschaftlich zu ruinieren.

Wäre nicht ein Klaus-Rüdiger Landowsky an diesem Kreditengagement beteiligt, wir säßen heute nicht hier.

Nun, die Geschichte ging anders aus. Landowsky wurde verurteilt. Aber der Fall zeigt, dasss Wolfgang Müllenbrock es bestens versteht, die Medien-Klaviatur zu spielen.

Müllenbrock hat sich verzockt

Im Fall von Marko Pantelic scheint die Rechnung nicht ganz aufgegangen zu sein. Denn im Sommer fanden sich keine potenten Abnehmer und jetzt macht dem lukrativen Winter-Transfer die Finanzkrise einen Strich durch die Rechnung. Es ist nämlich durchaus fraglich, ob es einen Verein gibt, der unter den aktuellen Bedingungen bereit ist, den Transfer zu stemmen. Letztlich gehen die Preise derzeit in den Keller. Und der große Reibach ist nicht zu machen. Nur hat das Image von Pantelic jetz schon einige herbe Kratzer erlitten, die den Marktwert weiter mindern. Wer will schon eine Edel-Karosse mit Lackschaden?

Alles auf Anfang

Normalerweise wäre ich davon ausgegangen, dass Pantelic im Winter auf jeden Fall wechseln wird. Aber die Turbulenzen im Wirtschaftssystem haben Auswirkungen auf den Fußball. Nur kann bisher niemand erahnen, wie sich die Lage entwickelt, was traditionell keine gute Bedingung für große Deals darstellt. Also wird Pantelic bleiben. Und vielleicht verlängert er im Sommer sogar zu moderaten Konditionen und versenkt sich wieder in Stillschweigen. Mittlerweile halte ich selbst diese Option für nicht mehr gänzlich unwahrscheinlich. Allerdings sollte Pantelic dann darüber nachdenken, ob er sich einen neuen Berater zulegt. Wenn es denn überhaupt einen besseren gibt…

Foto: dersven

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2 Kommentare

  1. Erstellt am 2. Januar 2009 um 16:42 | Permanent-Link

    Schöner Eintrag, Enno. Aber entmündigt scheint mir Pantelic – wie jeder andere professionelle Kicker, der sich “beraten” lässt – nicht. Ich lasse keinen von den Herren Kickern aus der Verantwortung für ihr Tun, Nicht-Tun oder das Übertragen von Tätigkeiten. Die Jungs sind “erwachsen”, dürfen in aller Regel ein Kraftfahrzeug führen, wählen gehen und alles andere auch, was geschäftsfähige Menschen ab einem bestimmten Alter dürfen.

    Fremdgesteuert sind die Burschen wohl eher nicht, Marionetten schon gar nicht. Im Einzelfall ist es ja auch nicht verkehrt, wenn du jemanden hast, der dafür verantwortlich gemacht wird, dass er auf deinen – und natürlich seinen -Vorteil bedacht ist. Dass dieser Vorteil sich bei manchem Berater auf den finanziellen zu beschränken scheint, ist eine Erfahrung, die nicht nur Sportler machen. Aber bitte, wenn die Karriere den Bach runter geht, während sich das Konto füllt, ist ebenfalls nicht der Berater verantwortlich zu machen. Den haben sich die Jungs ja selbst ausgesucht und gewähren lassen.

  2. Erstellt am 2. Januar 2009 um 22:43 | Permanent-Link

    Letztlich müssen die Spieler selbst verantworten, von wem sie sich wie beraten lassen. Da stimme ich dir zu.

    Nur scheint die Konsequenz der Beratung bei vielen Spielern kaum angekommen zu sein oder sie realisieren es erst, wenn es zu spät ist. Erfolg kann wohl ziemlich naiv machen.

2 Trackbacks

  1. [...] kann mir vorstellen, dass Pantelic bleibt und würde es ein Stück weit auch begrüßen, weil er mittlerweile einfach nach [...]

  2. [...] beklagen, neigt sich die Woche mit der Meldung über die Verletzungen von Torwart Drobny und Stürmer Marko Pantelic dem Ende zu. Bekommt Favre derzeit eigentlich noch eine komplette Mannschaft zum Training zusammen? [...]

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